Ruderwanderfahrt auf dem Main vom 18. bis 27.7.2002

Mitschnitt eines Telefongesprächs am 28.Juli 2002 über die Sommer-Ruderwanderfahrt 2002 auf dem Main von Würzburg bis Aschaffenburg Das Telefon läutet. A. hebt ab.

A.: Ja, hallo?
T.: Hallo Axel, hier ist Torsten. Na, wie sieht's aus?
A.: Ganz gut. Ich habe gerade eben erst die letzten Sachen von der Ruderwanderfahrt verstaut.
T.: Erzähl' doch mal. Wie war's denn so im Frankenland und Spessart?
A.: Sonnig! Abgesehen von der Anreise und einem Rudertag hatten wir schön warmes Wetter. Die Tage davor hat's da unten wohl kräftig geregnet. Das Wasser hatte am ersten Tag jedenfalls eine ganz ordentliche Strömung, so dass wir die erste Etappe ruck-zuck hinter uns hatten.

T.: Habt ihr Weinberge gesehen?
A.: Klar. Zum Rudern ist die Gegend klasse, weil man rechts und links vom Fluss was sieht. Gleich am ersten Tag, als wir in Eibelstadt unsere Mittagspause gemacht haben, sind Wilhelm und Wolfgang nach einem Spaziergang mit einigen Flaschen Wein zurückgekommen. Als sie sagten, dass sie eine Weinprobe gemacht hätten, war Magdalene nicht mehr zu halten. Sie hat dann einige von diesen typischen Bocksbeutel-Flaschen mitgebracht, die in der Gegend wohl häufiger verwendet werden.
T.: Und, wie schmeckte der Wein? Oder hast du nichts abbekommen?
A.: Die sagen dazu "halbtrocken", aber ich fand ihn einfach nur sauer.
T.: Was gab's in Würzburg denn so zu sehen?
A.: Am Vorabend hatten wir uns ja schon das fürstbischöfliche Schloss über der Stadt angesehen. Die Festungsanlagen sind wirklich beeindruckend. Es waren gerade Proben für das Barbarossafest im Gange, das ab dem nächsten Abend dort stattfinden sollte - so ein mittelalterliches Fest mit Originalbekleidung und vielen Buden, in denen altes Handwerk gezeigt wurde. Am nächsten Abend sind wir dann natürlich wieder zur Burg hochgekraxelt. Als wir aber gesehen haben, dass man pro Person 16 € Eintritt zahlen musste, haben wir gleich wieder kehrt gemacht und uns stattdessen einer Stadtführung mit Nachtwächter in der Altstadt angeschlossen.
T.: Erzähl' mal ein bisschen mehr vom Rudern!
A.: Ja, äh, viele Schleusen gibt's auf dem Main - etwa alle 10 km eine. Dadurch hält sich die Strömung natürlich immer in Grenzen, weil das Wasser ja vor den Wehren gestaut wird. Und wenn man als Ruderboot vor so einer Schleuse ankommt und sich per Handy beim Schleusenwärter anmeldet, bekommt man meistens mitgeteilt, dass
man noch eine halbe Stunde zu warten habe, weil er dann ein Frachtschiff talwärts schleust. Da könnte man dann mit in die Schleuse hinein. So zieht sich die Tour zeitlich manchmal sehr in die Länge, obwohl es streckenmäßig gar nicht so viel ist.
T.: Wie sehen denn die Ortschaften dort aus?
A.: Wirklich hübsch! Am dritten Abend waren wir in Karlstadt. Das ist ein kleines Örtchen noch so richtig mit Stadtmauer und Wehrtürmen. Da gibt's eine schöne Fußgängerzone mit Kopfsteinpflaster und alten Fassaden. An dem Abend fand dort die "Fressmeile" statt. Alle Gastwirte im Ort hatten aufgeboten, was das Zeug hielt. Und weil das Wetter entsprechend war, bekam man sozusagen kein Bein an die Erde - so voll war's. Am nächsten Tag haben wir in Lohr Mittagspause gemacht. Einige aus der Gruppe konnten sich an den dortigen Campingplatz erinnern, auf dem sie bei einer früheren Wanderfahrt übernachtet hatten. Eine Straßen- und eine Eisenbahnbrücke gehen direkt über den Platz. Nachtruhe ist also nicht inklusive.

T.: Wie viele Leute wart ihr eigentlich?
A.: Dreizehn, verteilt auf zwei Vierer mit Steuermann und einen Zweier mit Steuermann. Tugger, den einen Vierer, haben wir immer nur mit drei Ruderern besetzt, weil wir ja auch noch jemanden für den Landdienst brauchten. Ach, da fällt mir ein, es war wohl an diesem Tag, als Christian die Hose geplatzt ist.

T.: Hups, wie kam denn das?
A.: Das ist beim Ruderwanderfahrt-Begattungssprung passiert.
T.: Bitte was?
A.: So nennen wir das, wenn der Steuermann mit einem Ruderer den Platz tauscht. Eine ziemlich wackelige Angelegenheit, bei der einer über den Anderen hinweg steigt.

 

T.: Habt ihr eigentlich jeden Tag dieselben Teams in den Booten gebildet?
A.: Anfangs schon, aber das wurde auf die Dauer langweilig. In Lohr gab's morgens beim Frühstück eine Börse veranstaltet, auf der die Plätze versteigert wurden. In Miltenberg haben wir Lose gezogen, was zu völlig unausgeglichenen Teams führte, aber damit mussten wir uns für den Tag zufrieden geben.

aber mal ordentlich regnet, wird ein Sturzbach daraus und überschwemmt den Ort. Das gibt's auch in Miltenberg. Da heißt das dann "Schnatterloch".

Wir waren übrigens auch in Rothenfels, der kleinsten Stadt Bayerns. Dort haben wir wieder eine Mittagspause gemacht und sind zur Burg Rothenfels hinaufgestiegen, die als Jugendherberge genutzt wird. Rothenfels hat enorme Maßnahmen gegen die Überschwemmungsgefahr unternommen. Erstmal haben sie zur Mainseite hin eine gewaltige Spundwand in den Boden getrieben, mit der so genannte Jahrhundertfluten abgehalten werden sollen, also Hochwasserstände, die durchschnittlich nur einmal in einhundert Jahren vorkommen. Aber das Wasser kommt hier nicht immer nur vom Main her. In entgegengesetzter Richtung treffen zwei Bergrücken aneinander und bilden einen Einschnitt, durch den ein kleines Rinnsal fließt. Wenn's
T.: Äh, ja. (Pause) Lassen wir das! Hattet ihr auch irgendwelche Unfälle?
A.: Abgesehen von der geplatzten Hose, einem gebrochenen Rollsitz und davon, dass einmal der Steuermann im Tugger nicht aufgepasst hat und beinahe eine dieser grünen Tonnen zur Markierung der Fahrrinne umgefahren hätte, ist zum Glück nichts weiter passiert.
T.: Was macht man eigentlich abends auf so einer Tour?
A.: Das kommt ganz auf die Gelegenheit an. Schwimmen. Grillen. In's Kino gehen. Man ist ja jeden Abend in einem anderen Ort. Den kann man sich angucken oder Essen gehen. Dort am Main hat ja fast jede Stadt eine Burg, zu der man
hochsteigen kann. Oder wir haben uns mit Gesellschaftsspielen die Zeit vertrieben, z.B. mit "Tabu". Du weißt doch, das Spiel, bei dem man einen Begriff beschreiben muss, ohne bestimmte Wörter zu benutzen, die auf irgend eine Weise damit zu tun haben. Dabei kommen dann solche Schoten heraus wie: "Was haben Pipi Langstrumpf und Claudia Schiffer gemeinsam?"
T.: Keine Ahnung!
A.: Sie heißen beide so, wie wenn du an einen Baum pinkelst!
T.: Ha ha, sehr witzig!
A.: Übrigens, in Miltenberg war ich im ältesten Gasthaus Deutschlands, dem Riesen, das es mindestens seit 1158 gibt.
T.: Teuer?
A.: Nee, gar nicht mal. Es war auch ziemlich gut besucht.
T.: Wo war denn eure letzte Station?
A.: In Aschaffenburg. Von da aus sind wir am Samstag, also gestern Mittag aufgebrochen, nachdem wir am Vormittag noch einen Rundgang durch die Altstadt gemacht haben. Da war gerade Wochenmarkt und in einer Kirche haben wir uns noch ein halbstündiges Orgelkonzert angehört.
T.: Das war dann ja ein gelungener Abschluss.
A.: Auf jeden Fall. Auf der Rückfahrt haben wir an der Lahn Halt gemacht. Auch ein schönes Flüsschen. Vielleicht machen wir auf ihr unsere nächste Frühjahrstour.
T.: Wann wird das sein?
A.: Ende Mai, Anfang Juni nächstes Jahr.
T.: Dann kannst du mir ja in zehn Monaten den nächsten Erlebnisbericht liefern.
A.: Kein Problem.
T.: Oh, schon spät. Mach's gut; bis bald.
A.: Ciao.
                                                            Axel Hädicke