RV Söderblom e.V.
Ruderwanderfahrt 1998 - Holland 25. Juni - 4. Juli
Los ging es am 25.6. mit 17 Erwachsenen bzw. ruderfähigen Personen und einem großen
Haufen nicht ruderfähigen, kleinen, teils sehr nervigen, aber auch unterhaltsamen
"Blagen" unserer Oldies. Unser Ziel war De Rakken im niederländischen Friesland.
Auf der Fahrt gab es immer wieder erstaunliche Höchstgeschwindigkeiten des Citroen
Visa mit einem starken 34 (!) PS Entenmotor. Der mit drei leicht bekleideten jungen
Männern gefüllt war. Nachdem sich unser handlicher Bootsanhänger mit der Zugmaschine
(VW Bulli, 70 PS !!!) um die schmalen Ecken gequält hatte, machten sich die Ruderfähigen
daran die Zelte aufzubauen. Das erste größere Problem kam danach in Form einer
riesigen modisch-orangen Plane mit einem chaotischen Haufen Abspannschnüren, zu
denen zum Glück sich auch noch Heringe fanden. Nach mehreren Versuchen, die der
stürmische Wind gewann, gelang es uns ein einigermaßen anschauliches Gebilde im
Windschatten des Gepäckanhängers zu erstellen. Besonderen Dank möchten wir an
dieser Stelle den Spendern einer leeren Alster-Dose, sowie einer leeren Fanta®-Dose
aussprechen, die wir als Planenschutz auf den Zeltstangen benutzen konnten. Danke!
Wir haben euch alle lieb!

Nach dem für alle immer wieder erfreulichen Aufriggern (Zusammenbauen) der Boote,
und dem damit verbundenen Lehrgang zum Thema "Ist grün Steuerbord oder Backbord?",
machten sich einige ganz eingeschworene Fußballfans auf die Suche nach einer geeigneten
und ans WM-Fernsehen angeschlossen Kneipe für den Abend. Mit Erfolg!
Am nächsten Tag ging es mit optimal ausgeschlafener Mannschaft los. Nachdem die
Hafenausfahrt gefunden war, stellten wir fest, daß die Brücke niedriger war als
unsere Köpfe hoch waren.

Also, Kommando "Kopf einziehen! Alle hinlegen!" Alle befolgten das, nur eine widerspenstige
Fahne mit Mast versuchte zu verweigern. Sie wußte genau was sie tat, denn beim
Zusammenstoß mit der Brücke ging nicht sie, sondern die Fahnenmasthalterung zu
Bruch. Trotzdem fuhren wir mit voller Fahrt singend (mindestens so schön wie Odysseus'
Sirenen) zum Sneeker-Meer. Gerudert haben wir neben dem Singen natürlich auch.
Am Sneeker-Meer angekommen, stellten wir fest, daß die Wellen höher waren, als
es einem Ruderboot gut tun würden. Also mußten wir nach einem scharfen und "extrem
koordinierten" Wendemanöver eine andere Strecke in einem der vielen Kanälen
von Friesland suchen.

Als es dunkel wurde, brauchten wir keine Lichter, denn Dörte hatte tagsüber so
viel Sonnenlicht in ihren Beinen gespeichert, daß diese abends kräftig rot leuchteten.
Traditionsgemäß gab es leckeres Dosenessen, besonders beliebt waren an diesem
Tag (und auch noch an vielen anderen) Ravioli.

Am zweiten Tag schien trügerischer Weise morgens noch die Sonne. Aber dies sollte
sich in einem Kanal schnell ändern. Zuerst kam Wind auf. Daher mußte Britta ganz
dringend ihren Pullover anziehen. Das ist ja auch ganz schön schwer, denn dieser
fiel aus bisher ungeklärter Ursache ins Wasser. Alle Versuche, ihn mit Händen
und Haken aus dem Wasser zu fischen, blieben erfolglos. Also mußte Jens mit heldenhaftem
Mut ins kühle Naß springen. Als er sich wieder im Boot befand, entstand tragischerweise
beim Ausziehen des nassen T-Shirts unterhalb des Rückenkragens ein Riesenloch
(mindestens 30cm), in dem sonst noch fast neuwertigen T-Shirt. Die sonstigen nassen
Klamotten bekamen sehr bald Gesellschaft, da der Himmel alle (wirklich alle) Schleusen
über uns öffnete.
Nachdem die Schleusen wieder für kurze Zeit zu waren, wollten wir uns eine kurze
Pause an Land gönnen. Jedoch beim Anlegeversuch waren wir schneller, als Steuermann
Christoph gedacht hatte. So konnte er den am Ufer eingehakten Enterhaken nicht
mehr festhalten, und wir trieben die letzten Meter ohne ihn weiter, und legten
auch so an. Natürlich machte sich Christoph sofort im Ufergebüsch auf die Suche
nach dem Haken. Da er ihn aber nicht erreichen konnte und er scheinbar von der
Sprungtechnik von Jens inspiriert worden war, sprang er dem Enterhaken hinterher.
So machte es "Platsch!", und Jens hatte an diesem Tag Gesellschaft bekommen. So
kamen wir naß, hungrig und leicht heiser vom "I'm singing in the rain"- Singen,
denn es hatte natürlich wieder geregnet, am Zeltplatz an.

Am nächsten Tag wurde unser Lager abgebrochen und wir ruderten nach Sneek. An
diesem Abend wurde das beliebte Gesellschaftsspiel "Stich das Bier" gespielt.
Vorher wurde wieder eine WM-Kneipe gesucht, denn die nächste Fußballübertragung
lag an. Jedoch feiern Holländer gerne unter sich, denn an einer Kneipe stand unmißverständlich
"Kein Zutritt für Deutsche". Diese Ansicht vertraten wohl auch die frei fliegenden
Vögel über unseren Köpfen, denn Christoph (wieder mal Christoph) wurde zur Zielscheibe
einer eierlegenden Taube, die ihr Ziel nur knapp verfehlte.
Am nächsten Tag begaben wir uns wieder aufs (diesmal nicht "ins") Wasser. Zwei
der Boote wurden mit hochmodernen Sprechfunkanlagen ausgerüstet. Leider gab es
einige technische Probleme. Im Boot der "Alten" wurde die eine feucht, so daß
die andere in einem der Jugendboote dauernd nervige Geräusche von sich gab. Ein
Lob auf die Technik!
Abends fuhr ein Teil von uns in einem vollbesetzter Transit in die Innenstadt,
um sich ein weiteres WM-Spiel anzusehen. Das Spiel war gut, nur der Parkplatz
war teuer, denn er befand sich in einer Anwohnerparkplatzzone. Das wußte nur außer
der freundlichen Politesse keiner. So entstanden für jeden der neun Mitfahrer
10 Gulden (9DM) Strafe.
Die letzte Rundfahrt Sneek - Sneek verlief ohne erwähnenswerte Anekdoten. Bei
der nächsten Etappe ging es von Sneek nach Grou. Unsere verdiente Mittagspause
wollten wir auf der Wiese eines Jachthafens machen. Dieser (von Enten) "beschissene"
Ort wurde von einem "Hilfssheriff" bewacht, der uns sofort "sehr höflich" aufforderte
den Platz zu verlassen. Selbst die Versuche eines stark behaarten und bebarteten
Pädagogen, noch die eines weniger behaarten, aber auch bebarteten Erziehers konnten
ihn nicht umstimmen. Unser Fehler war , daß wir uns nicht vor dem Anlegen angemeldet
hatten. Dies hätte man in einer Ecke des Hafens machen können, die für 10 m lange
Ruderboote unerreichbar war. Wie das Anmelden dann hätte funktionieren sollen,
wissen wir bis heute nicht. Getreu dem Motto "Wenn die Weisen gehen, stürmen die
Narren die Festung", sind wir weitergerudert und haben in der Nähe eines Sumpfgebietes
Pause gemacht.

Unser Ziel, der Campingplatz von Grou, lag auf einer Halbinsel, von der aus man
in die Stadt entweder über viele Kilometer zu Fuß oder mit dem Auto erreichen
konnte oder man konnte mit dem Boot-Taxi kurz übersetzen, sofern der Kapitän anwesend
war. Das WM-Spiel an diesem Abend wurde an einem kleinen Fernseher in Holgers
Campingbulli verfolgt. Der Rest spielte oder schrieb Karten und Briefe.
Am nächsten Morgen ging es nach einem Frühstück mit den gewohnt verzweifelten
Rufen: "Wo sind die Messer?""Wer hat die Schokostreusel gegessen?" auf die nächste
Rundfahrt, bei der eines der Jugendboote an Land blieb. Mehr gibt es zu dieser
Etappe nicht zu sagen.
Mehr aber zur musikalischen Ader eines jeden Ruderers, die beim Komponieren des
"Ruderrocks" deutlich wurde. Es sei noch erwähnt, daß hierbei das "A-B-Schema"
angewandt wurde. Am nächsten Tag machten die Erwachsenen mit dem anderen Jugendboot,
das heute wieder fit war, eine Fahrt nach Leuwarden. Das andere Boot fuhr mit
der Mannschaft und vier nicht-Ruderfähigen im Auto hinterher. Ohne Verabredung
trafen sich beide Gruppen in Leuwarden beim Essen wieder, - wo auch sonst?

Nun war der letzte Abend gekommen und es wurde Zeit für ein Gruppenfoto und für
den berühmten "Ruderrock". Die Heimreise am 4.7. verlief wie die Hinreise mit
atemberaubenden Geschwindigkeiten der Fahrzeuge. Wieder am Bootshaus angekommen,
wurden die Boote wieder aufgeriggert, gereinigt und in die Regale geschoben. Und
hätt' sie keiner kaputtgemacht, lägen sie da noch heute. (Anuschka Buchholz und
Jens Michael Ströbel)