Ruderwanderfahrt Hase - Ems   
        24.5. - 27.5.2001

Das schwierigste bei dieser Wanderfahrt war nicht die Fahrt selbst, sondern eher das Planen im Vorfeld, da es täglich neue Bootsbesatzungen gab. Erst wurden es immer mehr, vor allem Jugendliche (absolut rekordverdächtige Größenordnungen) und dann, je näher die Fahrt kam , wieder rapide weniger. Schließlich blieben noch 17 Personen übrig, was immer noch mehr Teilnehmer als im letzten Jahr waren. Also konnte die Fahrt nur noch ein Erfolg werden.
Wir trafen uns am Himmelfahrtstag im Morgengrauen (zumindest kam es uns so vor), um nach Haselünne zu fahren und auf der Hase, später auf der Ems bis nach Leer zu rudern. Die erste Etappe verlief so gut, dass wir nicht mal mehr wissen, was wir davon berichten sollen.
Außer dass wir in Haselünne mit den Fahrzeugen und dem Bootsanhänger mehrfach durch die Stadt umher irrten, um den versteckt gelegenen Bootsanleger zu suchen.
            


Auf dem Wasser begegneten uns dann seltsam anmutende Wasserfahrzeuge, die sich beim näheren Ansehen als feucht-fröhliche "Vatertagsflöße" entpuppten. Ansonsten war es eine normale und lustige Ruderetappe bei strahlendem Sonnenschein.


                                                                                                          


Nach dieser Eingewöhnungsetappe nach Meppen kamen wir alle frisch und munter an. - Ist natürlich gelogen, aber die Wahrheit ist längst verdrängt. Der Komfort im Bootshaus des WSV Meppen war kaum als solcher zu erkennen und lag knapp unter dem unseres eigenen Bootshauses und weit unter dem, was für uns standesgemäß ist. ( Ist natürlich ein Scherz.). Immerhin bekam jeder von uns seinen eigenen ihm zustehende Platz auf dem Betonboden in der Bootshalle und durfte draußen auf mitgebrachten Gaskochern sein Essen kochen. Aber wir Ruderinnen und Ruderer hatten es ja nicht anders gewollt. Außerdem sind wir ja hart im Nehmen.
Am Abend machte Wilhelm noch einen Kontrollgang zu der mitgebrachten "Gerstenkaltschale" in unserem Verpflegungsanhänger. Dort traf er jemanden, den er gar nicht kannte. Das lag aber nicht an der Dunkelheit oder seinem Gedächtnis. Denn dieser Jemand kannte Wilhelm auch nicht. Das änderte sich nun aber rapide, denn dieser Jemand hatte sich gerade seinen Rucksack mit jener genannten Gerstenkaltschale und dazu Chips & Co. aus unseren Kisten voll gepackt. Und da Wilhelm, der sonst wirklich nicht geizig ist, alles kontrollieren wollte, durfte unser plötzlicher und unbekannter Besuch nichts mitnehmen, sondern seine Taschen ganz fix auspacken und zusehen, dass er Land gewann, bevor er Wilhelm noch richtig kennen gelernt hätte und von ihm möglicherweise "Kiel geholt" worden wäre. Also zog es unser lieber Besuch lieber vor, eben genanntes Land zügig zu gewinnen.

                            


Abends haben wir dann das Nachtleben in dieser Stadt erkundet. Unser erster Eindruck war, dass es hier eigentlich keine Jugendlichen geben konnte, weil alles absolut tote Hose war. Schließlich fanden wir aber heraus, dass alle beim "Rockpalast" waren. Aber der sah für seine 10 DM Eintritt schon so heruntergekommen aus, dass es niemand von uns wagte, ihn zu betreten. Schließlich fanden wir die Rettung in Form eines Irish-Pub, in dem es wirklich schön war.


Als wir wieder im Bootshaus ankamen, sahen wir, dass es unsere Senioren mit uns gut gemeint hatten, denn sie hatten ihr Lager im äußeren Teil der dreigeteilten Halle aufgeschlagen. So konnten wir Jugendliche uns direkt am Cola-Automaten in der Mitte ausbreiten. Ein Cola-Automat ist ja an sich nichts schlechtes, manchmal sogar etwas erstrebenswertes. Dieser hier hatte allerdings die unschöne Eigenschaft, alle halbe Stunde die dezent laute Kühlung zu aktivieren. Je nach Müdigkeit und Schlafempfindlichkeit schlief man länger als eine halbe Stunde oder auch nicht. Julia hatte einen sehr empfindlichen Schlaf ... Also fanden wir Julia am nächsten Morgen vor der Halle wieder, wo sie aus Frust ihr Quartier in der kalten, aber zum Glück trockenen Nacht aufgeschlagen hatte.

                                  

Die nächste Ruderetappe führte uns bei weiter gutem Wetter auf der Ems stromab nach Kluse - Steinbild. Dort gab es leider keinen Ruderverein direkt an der Ems, aber wir konnten unsere Boote in einem Camping-Freizeit-Gelände liegen lassen und fuhren mit dem Auto zu dem in der Nähe liegenden Bootshaus des WSV Dörpen. Das Bootshaus war genau das Gegenteil desjenigen der letzten Nacht: Im Erdgeschoss war ein großer Aufenthaltsraum vorhanden mit einer moderner Küchenzeile. Rings um das Haus erstreckte sich eine schöne Grünanlage bis an den Küstenkanal. Unter dem Dach befanden sich Matratzen, auf denen wir schlafen konnten. Was für eine Wohltat! Soviel Komfort sind und waren wir gar nicht gewöhnt!

Spätestens in dieser Nacht stellte sich heraus, wer von den vielen harten Ruderern der härteste ist. Es ist eindeutig Kai, der den Teppichboden einer bequemen Matratze vorzog. Wenn er meint ...

Die nächste Etappe führte uns nach Papenburg. Diese Etappe begann so wie die letzte aufgehört hatte. Nämlich mit nassen Füssen, weil es keine geeigneten Steg für unsere Ruderboote gab. Also mussten alle etwas durchs Wasser ...

Um in den Hafen von Papenburg zu gelangen, muss man zum einen an der Meyer-Werft vorbei, was sehr beeindruckend war und auch kein Problem darstellte. ( Denn zum Glück schickten die nicht gerade ein Schiff los ). Zum anderen muss man eine Schleuse benutzen. Dabei konnten wir erleben, dass es auch sehr unfreundliche Schleusenwärter gibt. Zuerst ließ er uns lange auf ein weiteres Schiff warten und meinte dann, uns von oben herab herumkommandieren zu können, nur weil er geographisch höher stand. Tut uns leid, dass unsere gute Laune seinen schlechten Tag durchkreuzt hatte.

                      

Ansonsten klang dieser Tag noch in einem gemütlichen Abend aus in der überaus sehenswerten Stadt Papenburg aus. Die nächste und letzte Ruderetappe war richtig dramatisch. Und das aus zwei Gründen. Zum einen fand der Landdienst (Julia und Jens) den Zielhafen in Leer erst nicht und irrte Ewigkeiten und unendliche Weiten herum. Eigentlich wollte man sich in einem kleinen ehemaligen Fischerhafen treffen, der bei Niedrigwasser trocken fällt. Eigentlich hätte es zeitlich mit dem Wasserstand noch klappen sollen. Als der Landdienst jedoch dann dort war, konnte er absehen, dass die Slipanlage bis zur Ankunft der Boote trocken gefallen wäre. Leider übersahen die beiden Landdienstler dabei einen Nebenanleger, der, weil ein Schwimmsteg, immer befahrbar war. Also suchten sie tapfer, aber mit wenig Erfolg nach einem Ausweichhafen. Letztendlich waren die Ruderboote vor dem Landdienst am Steg und hatten teilweise bereits angelegt. Blamabel für den Landdienst, aber nicht zu ändern.

Der zweite Grund für die Dramaturgie dieser Etappe war zu diesem Zeitpunkt schon vorbei. Und zwar hatte sich das Jugendboot (Söderblom) mit dem Tugger (Senioren und Kai) ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen bis aufs Äußerste geliefert und ihn schließlich auch "abgehangen". (Der Tugger tat so, als würden er eine normale Pause machen). So hatten die Jugendlichen ungeplant eine ewiglange Strecke von 16 Kilometern, ohne Pause in folgender Besetzung gerudert: Achim Sauerbrey ; Christian Schaad, Sue Seewald (ihre Hände bestanden nur noch aus Blasen!), Nils Fangmeier (Der Wille war stark, das Fleisch war sehr schwach!); Steuerfrau: Anuschka Buchholz! Eine Meisterleistung.

Wolfgang Bosch als Sportlehrer wäre sicherlich begeistert gewesen, wenn dies ein Kursboot im Sportunterricht gewesen wäre. Was für ein krönender Abschluss dieser Fahrt. So konnten wir nach fast 120 geruderten Kilometern müde und zufrieden die Heimfahrt antreten.

Bericht: Jens Michael Ströbel             Fotos: Wolfgang Bosch